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Pyrolyse Heidesheimer Höfe

Pyrolyseanalage Heidesheimer Höfe

Stellungnahme der FWG

Die FWG-Fraktion hat sich intensiv mit dem Vorhaben der Wärmeversorgung der Heidesheimer Höfe mittels einer Pyrolyse-Anlage beschäftigt. Im Aufsichtsrat der WBI haben wir mehrere Anfragen gestellt und um Einordnung der Anlage durch einen neutralen Berater gebeten. Dieser Bitte wurde nicht nachgekommen. Auch die Alternative zur Pyrolyseanlage, die wir von Anfang an als Vergleichsmodell gefordert haben, ist uns erst in unserer letzten Sitzung Anfang Dezember präsentiert worden. Die Besichtigung einer seit Mai 2025 betriebenen Pyrolyse-Anlage südlich von Tübingen hat uns einmal mehr in unserer Haltung bestärkt: Pyrolyseanlagen sind ein sinnvolles Verfahren, um der Atmosphäre CO2 zu entziehen.

Doch passt eine solche Anlage in ein Umfeld, wie wir es in Heidesheim vorfinden? Wir denken NEIN!
Christoph Thomsen, ehemaliges Vorstandsmitglied des 2017 gegründeten Fachverbandes Pflanzenkohle mit Sitz in Leonberg beschreibt das so: „Trotzdem ist die nachhaltige Etablierung von Pflanzenkohle eine komplexe Angelegenheit. So braucht jeder einzelne Standort einer Pyrolyse-Anlage eine individuelle Betrachtung. Denn für den Projekterfolg einer Pyrolyse-Anlage ist bei weitem nicht nur die Technik wichtig. Das Gesamtumfeld von der Biomassebeschaffung bis zur Pflanzenkohle-Vermarktung muss stimmen; ebenso die sinnvolle Nutzung der beim Prozess anfallenden Wärme, beispielsweise in einem Nahwärmenetz oder für Trocknungsprozesse.“

Auf die Heidesheimer Höfe übertragen heißt das:
Hier gibt es kein ökologisches Kreislaufsystem. Der Grünschnitt kommt nicht aus der regionalen Landwirtschaft, er wird mittels LKW angeliefert. Qualität und Herkunft sind bis jetzt unbekannt. Das Endprodukt Pflanzenkohle wird zur Lagerung, Verpackung und Vertrieb mittels LKW wieder abtransportiert. Wer die Pflanzenkohle langfristig abnehmen und verarbeiten wird, ist bis jetzt auch nicht bekannt. Einzig die Abwärme die durch den Karbonisierungs-Prozess entsteht, findet Abnehmer vor Ort.

Die Entscheidung, die wir heute treffen, basiert also auf einer Gleichung mit mindestens zwei Unbekannten. Die Gesellschaft, die unter Beteiligung der WBI gegründet werden soll, schreibt den Betrieb der Anlage aus. Ob die Rechnung schließlich aufgeht, werden wir erst nach Eingang der Angebote möglicher Betreiber wissen. Wirtschaftlichkeitsberechnungen von Pyrolyseanlagen basieren auf Prognosen, solide Erfahrungswerte gibt es nicht. Laufende Pyrolyseanlagen sind überwiegend Prototypen, die eine Lebensdauer zwischen 5 und 6 Jahren haben. Daher stellen wir die geplante Lebensdauer von 15 Jahren in Frage. Die Preisentwicklung von CO2-Zertifikaten ist auch von der Gesetzgebung abhängig. Der Vorteil der CO2- Einsparung ist unbestritten, doch halten wir es ethisch für fragwürdig, ob sich ein städtisches Unternehmen am Handel mit Zertifikaten und damit am „greenwashing“ beteiligen soll. Das geothermische Konzept (Variante 3) des Ingenieurbüros Kläs ist für uns die bessere Art der Wärmeversorgung. Geothermie ist unabhängig von Kostenentwicklungen am Markt. Sonden haben eine Lebensdauer von ca. 50 Jahren und sind eine sichere Wärmequelle. Die Wärmeversorgung ist dezentralisiert, d.h. die einzelnen Häuser haben eine eigene Wärmeversorgung. Im Störungsfall sind sie voneinander unabhängig. Es gibt keine Beeinträchtigung der Nachbarwohngebiete und keinen zusätzlichen Schwerlastverkehr.
Der Wärmepreis bleibt über den Zeitraum von 15 Jahren hinaus stabil.

Soweit der sachliche Blick.

Wir verstehen die Sorgen und Ängste der Anwohner. Versetzen Sie sich, liebe Ratskolleginnen und Kollegen, doch einmal in die Lage der angrenzenden Nachbarschaft. Wie würden Sie reagieren, wenn ein neues Wohnviertel in ihrer Nachbarschaft entsteht und die Wärmeversorgung durch eine Pyrolyse-Anlage mit vielen unbekannten Faktoren nicht im Quartier, sondern neben ihrem Haus realisiert würde?
Die FWG beantragt für diesen Beschluss namentliche Abstimmung der Ratsmitglieder.

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