Die Freie Wähler-Gruppe (FWG) begrüßt grundsätzlich die Schaffung von neuem Wohnraum im Stadtgebiet Ingelheim. Die Fraktion ist jedoch sehr enttäuscht über die Bekräftigung der Entscheidung des Stadtrats vom 19. Juni 2017, die letzte „grüne Ecke“ der Innenstadt zu überbauen. Dafür wird nun die Grünanlage am sogenannten Lavendelkreisel geopfert. Hier sollen teilweise Wohnungen, teilweise Gewerbeflächen entstehen. Die FWG bedauert diese Entscheidung aus mehreren Gründen.
Ein weiterer Bedarf an innenstadtnahen Flächen für Geschäfte ist nicht zu erkennen. Im Gegenteil: Man kann der langsamen, aber unaufhaltsamen Veränderung des Kaufverhaltens in Richtung Internet zusehen. Diese Tendenz mag man bedauern, sie ist aber nicht umzukehren. Städte müssen nicht in Zukunft, sondern schon heute neue Anreize bieten, um in und mit ihren Zentren attraktiv zu sein. Was den Bau von Wohnflächen angeht, so wäre gerade im Innenstadtbereich nicht länger Verdichtung als oberste Priorität anzustreben, sondern eine angemessene Mischung von Bebauung und Naherholung, sprich Grünanlagen. Mit der Anlage „Lavendelkreisel“ wird nun jedoch die letzte zusammenhängende grüne Fläche geopfert. In diesem Zusammenhang ist der noch nicht kompensierte Wegfall des grünen Streifens an der Binger Straße anzumahnen.
Die Bebauung des Bereichs Gartenfeldstraße/Bahnhofstraße Kreisel wird des Weiteren massive Auswirkungen auf das innerstädtische Klima haben. Der Frischluftzufuhr aus Ober- Ingelheim wird buchstäblich ein „Riegel" vorgeschoben. Die derzeitige Hitzewelle zeigt einmal mehr, wie wichtig das Binnenklima in der Innenstadt ist. Die Grünanlage im Innern des geplanten Quartiers ist kein ebenbürtiger Ersatz für den kleinen "Park", da sie der Allgemeinheit nicht zugänglich sein wird und keinen größeren Baumbestand aufweist.
Alle Fraktionen haben sich die Umsetzung des Ziels „klimaneutrale Stadt“ zu werden, auf die Fahnen geschrieben. Das Projekt Lavendelkreisel ist nicht dazu geeignet, diesem Ziel auch tatsächlich näherzukommen.