Die FWG- Fraktion warnt vor einem bösen Erwachen, wenn es zu spät ist: Die Entscheidung zur Bebauung des „Neuen Markts“ soll noch vor den Sommerferien durch sämtliche Gremien gebracht werden: Am 17. Juni wird im Aufsichtsrat der eingeschalteten Wohnungsbaugesellschaft darüber beraten, am 18. Juni im Bau- und Planungsausschuss, am 24. Juni im Haupt- und Finanzausschuss und schließlich am 1. Juli im Stadtrat. Dabei geht es nicht um Kleinigkeiten. Das Vorhaben wird die Rücklagen der Stadt um mehr als 60 Millionen Euro abschmelzen lassen.
Die Vorstellung des „nachgebesserten“ Modells durch das Architekturbüro Lieb & Lieb überzeugt nicht. Der Entwurf hat unbestritten etwas Eigenes, doch im Ganzen bleibt das Ensemble mit WBZ und Rathaus überdimensioniert und in sich unstimmig. Der Bauriegel des WBZ an der Binger Straße erscheint nach wie vor viel zu massiv und in sich geschlossen. Die geplante Straßenschlucht soll laut Architekt eine "städtebauliche Spannung" hervorrufen, die mit gewachsenen alten Städten verglichen wird. Dies mag sich dem Laien so einfach nicht erschließen.
Nur zur Erinnerung: Der Bedarf für diese Gebäude in Ingelheim ist keinesfalls erwiesen. Die häufig bemühten Synergien – eines der Hauptargumente für die Umsiedlung des WBZ in die Stadtmitte – zwischen den Einzelfunktionen von WBZ, Musikschule und Veranstaltungshalle sind nicht aufgezeigt. Die Auswirkungen auf andere hochwertige Hallen in der Stadt, wie z.B. der TG Nieder-Ingelheim, sind außer Acht gelassen. Ein Gutachten zur „Kultur- und Veranstaltungshalle“ macht ausdrücklich auf die massive Konkurrenzsituation in der Region aufmerksam, in die man sich mit der geplanten Halle begibt. Die Konkurrenzsituation innerhalb der Stadt bleibt auch hier unbesprochen. Titel wie „Konzept“ oder „Gutachten“ werden vermieden. Sicher ist schon heute, dass die Kulturhalle, auch wenn sie jeden zweiten Tag belegt ist, ein deutliches Minus einfahren wird - im günstigsten Falle von 300.000 bis 400.000 Euro. Und das kann leicht sehr viel höher werden.
Damit kein Irrtum aufkommt: die FWG will eine Halle und ein Weiterbildungszentrum, aber nicht so groß dimensioniert und nicht zu den jetzt bekannt werdenden hohen Investitionssummen, unter gesicherter Nachnutzung des WBZ-Gebäudes in der Leuschner Straße. Sie plädierte immer FÜR den Verbleib der Musikschule am bisherigen Standort.
Entscheidend ist aber: Wie stehen die Ingelheimer Bürgerinnen und Bürger zum Bau der Kultur- und Veranstaltungshalle und zur Massivbebauung entlang der Binger Straße? Wurden sie dazu ausreichend informiert? Sind die Entwürfe allen bekannt?
Die FWG Ingelheim fordert daher dringlich eine Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger, ob sie mit einer solch kapitalintensiven Bebauung überhaupt einverstanden sind.
Dies wäre die konkrete Umsetzung von Bürgerbeteiligung, die sich doch alle auf ihre Fahnen geschrieben haben.