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FWG zum Planungswettbewerb Neuer Markt: Wer hat hier gewonnen?

7. Juni 2012
Pressemitteilung 7/2012

Die Bewertung der Preisträger im Planungswettbewerb zum Neuen Markt hat produziert, was sie sollte: eine Superlösung für das WBZ. Alles, was das Herz begehrt, kann es nun im eigenen Gebäude realisieren. Das Gebäude entlang der Binger- und Leuschnerstrasse ist endlich so groß, dass es mit vier Geschossen die "Größe und den Anspruch der Kreisstadt Ingelheim" (OB Claus) markiert. Das Gefühl für die umgebenden Strukturen und die städtebauliche Einpassung bleiben dabei jedoch auf der Strecke. Für eine maximale Funktionalität sind VHS und Musikschule in zwei architektonisch immer noch unansehnliche Riegel gesteckt. Die Idealansichten zeigen gegen ihre Absicht, wie klein der ankommende Fußgänger vor so viel massierter Wucht erscheint.

Ähnliches gilt für die Rathauserweiterung. Sie soll im Süden auf dem Gelände der heutigen Grünanlage oberhalb des Parkplatzes erfolgen. Dieser wird abgeschafft, dafür bekommen wir hier eine abseitige Grünanlage, im Entwurf pompös "Park" genannt. Warum muss die Erweiterung des Rathauses dann aber so hoch in die Leuschnerstrasse ragen, dass deren Anwohner keine Sicht mehr auf die Innenstadt haben werden?

Die neue Positionierung der Stadthalle ist der Gewinn des nun ausgewählten Entwurfes. Diesen Ort hatte die FWG vor zwei Jahren vorgeschlagen. Das WBZ soll hier freilich nur drei bis vier Mal im Jahr zu Gast sein. Die Frage einer auch nachhaltig wirtschaftlichen Nutzung ist bis heute unbeantwortet. Gutachten sollen nun wieder klären helfen, ob nicht etwa 450 Plätze ausreichen, wie die FWG von Anfang an gefordert hat. Geklärt werden soll endlich auch die Frage eines Betreiberkonzepts. Dafür kämpft die SPD jetzt für Kleinkunst in dieser Halle statt im charmanteren Winzerkeller. Es muss Leben in die Innenstadt. Um jeden Preis?

Unbestritten haben die Nacharbeiten der Wettbewerbsteilnehmer gezeigt, dass der erste Preisträger des Wettbewerbs zwar seinen städtebaulichen Vorteil behielt, der zweite Preisträger dagegen viele Mängel seines ersten Entwurfes beseitigt hat. Doch seine städtebaulichen Nachteile konnte er nur in geringem Maß abbauen. Um die Schwächen zusammenzufassen: Den Verlust an städtebaulicher Weite an der Binger- und Leuschner Straße kann ein Grünstreifen hinter dem Rathaus nicht ausgleichen, zumal wenn dieser vom Kubus der Rathauserweiterung überragt wird. Die Architektur, als "gebaute Funktionalität" immer noch massig, zeigt nicht das nötige Gefühl für die städtebaulich angepasste Einbindung in die vorhandene Bebauung.

Daher fordert die FWG, in der anstehenden Vertragsgestaltung die Vorgaben bzgl. der Gebäude an Binger- und Leuschner Straße zu ändern. WBZ und Rathaus müssen niedriger und in sich gegliederter geplant werden. Beim WBZ sollte dies mit einem Übergang von vier auf drei Geschosse und mehr Breite in Richtung Rathaus möglich sein, bei der Rathauserweiterung durch niedrigeren Ansatz des Gebäudes am Berg. Bei der Halle muss ohnehin noch alles Mögliche offen gelassen werden: Nicht zuletzt die Gestaltung der Fassade, die derzeit wie ein Kaufhaus der siebziger Jahre erscheint.

Bürgerinnen und Bürger hatten sich nahezu einmütig für den Entwurf des Wettbewerbssiegers ausgesprochen. Wenn der allgemeine Wunsch nach städtebaulich harmonischer Einbindung in die bestehende Umgebung respektiert werden soll, müssen Taten zum Nachbessern der städtebaulichen Schwachstellen folgen. Die FWG hält erhebliche Nachbesserungen für unverzichtbar. Am Ende sollten eben nicht nur Stadtverwaltung und städtische Einrichtungen, Architekten und beteiligte Unternehmen gewinnen, sondern vor allem die, in deren Namen das alles geschieht.